WINFRIED WESSELY
Geboren 1955. Bildender Künstler und Filmemacher, Ausstellungen
in Wien, Berlin, Hannover und Kassel. Lebt und arbeitet in Wien
Filme:
1978: Calligraphic Dance, Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge, Medici, TV-Cäsar,
Tuming Street, Tuming, Potato Street, When I´m 64, 13A-gut durch, Fotografia Venezia II
1980: Information – Motion, See Crete in Ten Minutes, Naschmarkt o.k.
1982: Gente, Endlich ein UBSA, Fäch-Fäch Zauber-Clown, Run Schönbrunn, Ballett
Zentrifugal, Der springende Punkt, Tautologia, Hochegg – ein Stilleben
1984: Kirschis Mesa (Black Cat White & Faces Points Birds), Rippen Tasten
1989: Wien – Hamburg – Wien
1991: Vom Waldviertel zu Hindemith
(Portrait Robert Schwarz)
1995: Fernamt fraktal, T.W. Adorno
(zusammen mit Ortwin Rosner)
1996: The Joy of Joyce
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TV-Cäsar ( 1978, 16 mm-BlowUp von
N-8, stumm,
4 Min.)
Turning ( 1978, 16mm-BlowUp von N-8, stumm,
4 Min.)
Calligraphic Dance ( 1978, 16mm-BlowUp von N-8, stumm, 4 Min.)
Potato Street ( 1978, 16mm BlowUp von N-8, stumm,
4 Min.)
Fotografia Venezia II ( 1978, 16mm-BlowUp von N-8, stumm, 4 Min.)
Run Schönbrunn ( 1982, 16mm-BlowUp von N-8, stumm, 1 Min.)
Ballett Zentrifugal ( 1982, 16mm-BlowUp von N-8, stumm, 2 Min.)
Rippen Tasten ( 1984, S-8, Ton, 6 Min.)
The Joy of Joyce ( 1996, S-8, stumm, 3 Min.)
zu meinen filmen: kontinuität,
diskontinuität, der quantensprung von kader zu kader, die wahlverwandtschaften der
bilder, die aufhebung der schwerkraft, die gleichberechtigung der himmelsrichtungen. das
serielle prinzip, filmisch umgesetzt. hör ich denn musik?
ausgegeangen bin ich vom impressionismus. monet z.b. war ja auch kein verquerer
romantiker, sondern hat sich zu seiner zeit mit den neuesten erkenntnissen der physik
auseinandergesetzt, wollte lichtquanten malen. mein thema sind bewegungsquanten.
in einigen der früheren filme geht es um die aufhebung von oben und unten, um die
aufhebung von links und rechts. Ich denke, mein ziel war es, unbewußt gewordene
konventionen der wahrnehmung aufzulösen, um mich dem ursprung des sehens zu nähern. der
weltraum beginnt nicht erst oberhalb der stratosphäre, wir sind mitten drin. die filme
sind in einem trance-artigen zustand zwischen wachen und schlafen entstanden, in jenem
zustand, der die surrealisten so sehr beschäftigt hat, weil er neue deutungen der
wirklichkeit und der unwirklichkeit zuläßt.
dennoch sind es keine surrealistischen filme. es ist mein denken – als film sichtbar
geworden. der einzelne kader ist kompositorische note geworden, der film selbst so etwas
wie eine lichtquellensinfonie.
begonnen habe ich mit meiner filmischen arbeit 1977/78, als ich gerade eine serie von
schachbrett-variationen malte. konsequenterweise spielt die zahl acht und das dualistische
prinzip in den filmen turning, turning street und foto plus minus eine
wichtige rolle. als großer bewunderer chinesischer kalligraphie ging ich später daran,
zeichen direkt in das material zu ritzen: in calligraphic dance korrespondieren
bildfolgen aus turning mit tanzenden zeichen. randzonen der wahrnehmung. bewegtes
bild oder tanzendes zeichen?
was in fotografia venezia II wie eine doppelbelichtung aussieht, ist in
wirklichkeit die zeitliche durchdringung der gezeigten bilder, die aus einem katalog zu
einer großen fotografieausstellung in venedig stammen. lichtbalken, die übers bild
wandern, symbolisieren den sonnenkreis, die rinnende zeit.
natürlich sind die filme ein spiel mit der menschlichen wahrnehmungsfrequenz und insofern
optische musik: in rippen tasten wird das spiel als wortspiel sichtbar. die rippen,
das sind sowohl die einzelnen kader des films als auch die tasten des klaviers: bleibt nur
noch die aufgabe des auges, dies alles abzutasten. ( winfried wessely ) |